Welche Motivation verführt drei Vereine einer münsterländischen Mittelstadt dazu, aus zufälligen Geburtstagsereignissen eine Ausstellung abzuleiten. Was haben der 250ste Geburtstag einer hoch verehrten lokalen Seligen mit dem 100jährigen segensreichen Wirken eines Heimatvereins zu tun? Eines ist evident: alle haben ein Anrecht darauf, gefeiert zu werden für das, was sie für die Stadt und ihre Bewohner Gutes bewirkt haben und bewirken. Zunächst Anna Katharina Emmerick, die den großen Dichter Clemens Brentano fast sechs Jahre an Dülmen gefesselt hat und heute noch eine weltweite Gemeinde gläubiger Anhänger begeistert. In der Ausstellung wird anhand von Gemälden, Skulpturen und Abbildungen aus den vergangenen 200 Jahren versucht, ein Bild der Seligen zu vermitteln. Entstanden sind eine erstmalige Gesamtschau und eine umfassende Beschreibung der Kunstwerke, die sich mit der Seligen beschäftigen. Vielleicht kommt man damit dem Geheimnis der Anna Katharina Emmerick ein wenig näher.
Auf andere Weise wird die Arbeit des Heimatvereins gewürdigt. Vorwiegend aus den Beständen des Stadtarchivs werden selten gezeigte Stadtansichten von Dülmen präsentiert. Zum Teil liebevoll restauriert wird eine Galerie meist farbiger Gemälde und Zeichnungen gezeigt. Dort und besonders im hier vorliegenden Katalog dokumentiert sich das wertvolle Wirken des Heimatvereins: die Vergangenheit Dülmens in Bildern, Objekten und Schriftstücken zu erforschen, in spannende, gut lesbare Literatur zu verwandeln und so für die heutige Zeit und die Zukunft zugänglich und nutzbar zu machen. Dieses wurde vielfach in den Dülmener Heimatblättern praktiziert und zeigt hier eine neue Blüte.
Der Förderverein für Kunst und Kultur hat als Dritter im Bunde eine ganz andere Motivation: es kommt ihm darauf an, Kulturgüter, die oft im Verborgenen existieren und die in Gefahr sind dem Vergessen anheimzufallen, ans Licht zu tragen, neu ins Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen. Damit nicht genug: durch das Kontrastieren mit aktueller Kunst junger Künstlerinnen wird versucht ein neues Licht auf die Objekte zu werfen, Assoziationen hervorzurufen, Verbindungslinien zu ziehen, eine gegenseitige Befruchtung von alter und neuer Kunst zu bewirken. Und nicht zuletzt geht es darum, die klassischen Kunstkategorien aufzubrechen, eine etwas ganzheitlichere Sicht auf die Kultur zu werfen, und auch eine Vernetzung der Akteure aus Stadt, Archiv, Museum, Kulturvereinen und zeitgenössischen Künstlerinnen zu bewirken. Und vor allem: Spaß an Kultur zu haben, bisher nie Gesehenes in interessanten Zusammenhängen zu entdecken und sich zu wundern, was Dülmen alles zu bieten hat. Dieses Gemeinschaftsprojekt wird möglich durch großen Einsatz von Angela und Franz-Josef Pund vom Emmerick-Bund, Erik Potthoff und Dr. Stefan Sudmann vom Heimatverein Dülmen sowie von Werner Lütkenhaus (Idee und Kuratieren der Ausstellung) und Ruth Hillers (Gestaltung der Broschüre), beide vom Förderverein für Kunst und Kultur. Einige der historischen Dülmen-Ansichten wurden von Anja Frerichmann restauriert, so dass sie in neuem Glanz erstrahlen. Die Exponate für die verbindende aktuelle Kunst werden von den Dülmener Künstlerinnen Stefanie Ring und Maria Eggenkemper zur Verfügung gestellt. Dank gebührt der Stadt Dülmen für die Unterstützung im Rahmen der Kulturförderung. Finanziell getragen wird das Projekt von den drei beteiligten Vereinen und großzügigen Spenden der Bürgerstiftung Dülmen und der VR-Bank Westmünsterland.
Die Ausstellung wird in den Räumen der Kulturwerkstatt, Westring 20 in Dülmen, vom 17. August bis zum 15. September 2024 stattfinden.
Anstelle einer klassischen Vernissage werden die Künstlerinnen und die Projektbeteiligten am ersten Ausstellungssamstag, dem 17. August, von 11 bis 17 Uhr für Erläuterungen und Gespräche zur Verfügung stehen. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog, der den aktuellen Stand der Forschung zu den historischen Stadtansichten Dülmens zusammenfasst, eine Übersicht der bisher bekannten Abbildungen von Anna Katharina Emmerick bietet und den Bezug zu den Bildern und Skulpturen von Stefanie Ring und Maria Eggenkemper herstellt.