“Nie wieder” – Gedenken und Zeichen

Ein weithin sichtbares und wahrnehmbares Zeichen setzten mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einer Gedenkveranstaltung in Dülmen. Auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof am Lüdinghauser Tor gedachten die Anwesenden am 9. November der Ereignisse vor 85 Jahren. Initiiert von den Nationalsozialisten wurden 1938 in ganz Deutschland Synagogen, jüdische Gebetsräume und Versammlungsorte in Brand gesteckt und die Geschäfte sowie die Wohnungen jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger demoliert und verwüstet.

Mit der Reichspogromnacht begann eine Welle der Gewalt gegen Jüdinnen und Juden, die schließlich im Holocaust endete.

Aus diesem Grund rief die Stadt Dülmen die Öffentlichkeit zur Erinnerung und Mahnung auf.

In seiner Rede ging Bürgermeister Carsten Hövekamp sowohl auf die historischen Ereignisse jener Nacht in Dülmen als auch auf die verstörenden Gräueltaten der Hamas beim Überfall auf Israel am 7. Oktober ein. „Noch nie war es so wichtig, dass wir alle für Menschlichkeit, Toleranz und Frieden einstehen“, betonte der Bürgermeister. „Nie wieder; ist jetzt!“

Lucy Keßel, Paul Everwien, Finn Heinermann und Anna Meier von der Hermann-Leeser-Schule trugen Auszüge aus Berichten von Dülmener Zeitzeuginnen vor, die am 9. November 1938 erst 14 bzw. sechs Jahre alt waren. Clara Töns erinnerte sich an die brennende Synagoge in der Münsterstraße und dass die Feuerwehr nur darauf achtete, ein Überspringen der Flammen zu verhindern. Auch an die Schreie von Lehrer Dublon, den die Schlägertrupps die Treppe seines Hauses herunter stießen und zum Dülmener Gefängnis trieben.

Margot Tobias, geborene Cahn, war damals sechs Jahre alt. Die jüdische Familie Cahn lebte in der Marktstraße und hatte Glück: Die Nazis kamen damals nicht in ihr Haus, in dem sie in Angst ausharrten. „Vielleicht weil nur Mutter, Großmutter und wir Mädchen dort waren?“. Der Text, den sie Jahre später auf hebräisch verfasste, wurde ins englische übersetzt und von ihren Kindern erst im letzten Jahr nach Dülmen gebracht. Die Familie schaffte die Flucht nach Argentinien und wanderte später nach Israel aus.

Mit einer Kranzniederlegung durch den Bürgermeister und dem Entzünden von Kerzen durch die Schülerinnen und Schüler endete diese würdige Veranstaltung, die ihre musikalische Note durch Ismene Dura auf der Klarinette erfuhr.

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